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Redebeitrag zum 08.03.2025

– Wir leiden, wir kämpfen, wir fordern!

Heute ist der 08.März, der internationale feministische Kampftag. Seit Jahren gehen wir in Osnabrück und weltweit auf die Straße um für unsere Rechte, für Rechte von Flinta* von Frauen, lesbischen, Inter-, nichtbinär-, Trans- und Agender Personen, zu demonstrieren. Wir fordern Gleichberechtigung und eine Welt, in der wir nicht für unsere Existenz und unsere Würde und unser Leben kämpfen müssen. Dieser Kampf findet nicht nur heute statt – es ist ein persönlicher und kollektiver Kampf, den wir jeden Tag aufs Neue führen.
Jahr für Jahr benennen wir ähnliche Probleme und fordern IMMER WIEDER für die Überwindung dieser Unterstützung ein. Das Patriarchat hat viele Gesichter und die Gründe für den heutigen Protest sind nach wie vor zahlreich und brennender denn je:
FLINTA* leisten den größten Teil der Sorgearbeit, sind damit einer Doppelbelastung aus vermeintlichem Privatleben und Beruf ausgesetzt und werden weiterhin dafür unter anderem mit Altersarmut, struktureller Ausbeutung in Beruf, der Beziehung und Familie und mangelnder körperlicher Selbstbestimmung „belohnt“. Die Liste der Leiden von Flinta* durch Kapitalismus und Patriarchat ist ewig lang, doch statt einer emanzipatorischen, kapitalismuskritischen und linksorientierten gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung folgt eine rassistische und rechte Politik als Antwort. Dieser fortschreitende Rechtsruck ist ein Angriff auf alle freiheitsstrebende, emanzipatorischen Bewegungen. WIR solidarisieren uns mit all den feministischen und queeren Kämpfen weltweit! Ihr seid nicht allein! Wir sind nicht allein!

Die Mehrheit der Wahlberechtigten dieses Landes hat ihre Stimme Parteien gegeben für die es keine Maßnahmen zur Gleichberechtigung von queeren Menschen und Frauen bedarf, die diese im Falle der AfD gar ruckgängig machen wollen …
Das ist kein Schritt nach vorne sondern ein riesiger Sprung zurück.
Kanzler wird ein Mann, der mit der AfD stimmt. Kanzler wird ein Mann, der sich gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzt. Kanzler wird ein Mann, der queere Lebensweisen abwertet und Homosexualität mit psychischen Erkrankungen in Verbindung bringt. Kanzler wird ein Mann, dem der Schutz der Ehe wichtiger war, als ein Gesetz zu verabschieden, das Frauen vor Vergewaltigungen durch ihren Ehemann schützen sollte.
Das macht uns Angst! Wir haben Angst vor den Auswirkungen der konserativen und rechten Politik. Wir haben Angst vor dem nächsten queerfeindlichen verbalen oder tätlichen Angriff im öffentlichen Raum. Wir haben Angst auf dem Nachhausweg. Wir haben Angst vor dem nächsten Anruf einer Freund*in, in dem sie uns von der Scheiße erzählt, die ihr passiert ist. Wir haben Angst!
Hälfte?

und wir sind es Leid. Wir sind es Leid, Männern erklären zu müssen, dass Feminismus mehr ist als lackierte Fingernägel zu tragen und beim fünften Bier emotional zu werden. Wir sind es Leid in überraschte Gesicherter zu blicken, wenn wir von unseren übergriffigen Erfahrungen erzählen. Wir sind eure gespielte Betroffenheit und Solidarität Leid, die als Reaktion auf unsere Lebensrealitäten folgt und dann aufhört, wenn sich die gewaltausübenden Personen in eurem Freundeskreis befinden. Wir sind es Leid euch unsere Welt erklären zu müssen.

aber wir geben nicht auf!

Denn wir sind unfassbar wütend. Wir sind wütend auf das kapitalistische und patriarchale System, dass uns objektiviziert und die männliche Herrschaft sichert. Wir sind wütend auf die Staaten, die unsere Genoss*innen in menschenrechtsunwürdigen Bedingungen gefangen halten. ( Evtl Pause Free Maja?) Wir sind wütend auf die Menschen, die ihre Privilegien nicht aufgeben wollen und unser Leid in Kauf nehmen. Wir sind wütend, auf die Rechten, die uns unsere Rechte nehmen.

und wir sind gemeinsam wütend. Und unsere Wut ist kraftvoll. Wir schleudern eurem antifeministischen Hass Solidarität und Kampf entgegen!

Wir wollen, dass alle verstehen: für manche Flinta* geht es ums pure Überleben im Patriarchat: Patriarchale Strukturen töten Flinta*. Männer töten Flinta*.
Rassistische, antisemitische und rechte Einstellungen und Übergriffe gegenüber Frauen, Lesben, Trans, Inter, Non-binary und Agender Personen sind unsere Lebensrealität. Das was die Täter eint – Faschos, Antisemiten, Rassisten, Fundamentalisten oder der mordende Exfreund – ist verinnerlichte Misogynie und Queerfeindlichkeit. Was sie vereint ist die Dominanz, vermeintliche Herrschaft und das Besitzdenken.

Das heißt UM ZU LEBEN brauchen wir echte Verbündete im Kampf gegen das Patriarchat! Wir brauchen eine kritische Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen auf allen Ebenen.
Wir fordern eine Politik, die sich mit einem ehrlichen Interesse gegen Gewalt an Flinta* positioniert. Wir wollen Politiker*innen, die nach Lösungen und Antworten suchen, anstatt rechte Narrative zu verbreiten.

Wir fordern Gespräche in eurem männlichen Freundeskreis, die über das eigene Leiden im Patriarchat hinaus gehen. Wir fordern, dass es kritisch wird, dass es weh tut und dass sich was verändert.

Das was wir fordern, ist ein Leben! Ein Leben in Freiheit!

Denn nur wenn wir uns gemeinsam, uns in Sicherheit miteinander Seite an Seite wissend, verbünden und gegen Patriarchat, Kapitalismus und die rechten Auswüchse stehen, kann sich was verändern. Ja, nur wenn unsere gemeinsame Antwort lautet: feministischer Widerstand!