Mahnwache für Dilek – Redebeitrag

26.05.2025: Redebeitrag bei der Mahnwache für Dilek, die am Montag den 23.05.2025 von ihrem Mann in Osnabrück-Schinkel erschossen wurde


Auch wir sind hier, um an die Frau zu erinnern, die nicht mehr hier ist. Wir sind traurig, weil sie es nicht mehr sein kann. Wir sind laut, weil sie keine Stimme mehr hat. Und wir sind wütend, weil ihr das Leben genommen wurde.

Das Leben so vieler Menschen wurde am Montag zerstört und alles weil ein Mann es so entschieden hat: Ein Mann. Eine Entscheidung. So viel Leid. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen, den drei Kindern, der Familie, den Freund*innen und Nachbar*innen. Wir wünschen euch viel Kraft in dieser unfassbar schweren Zeit.

Dieser Mord ist keine Beziehungstat und kein Familiendrama. Er ist ein Femizid. – Er ist ein Femizid und das muss so benannt werden.

Misogynie und der Hass gegen alles andere als das Männliche ist so unfassbar groß und der Femizid ist die höchste form dieser patriarchalen Gewalt. Frauen und queere Menschen sind dieser patriarchalen Gewalt tagtäglich ausgesetzt und es ist ihre Lebensrealität. Ja, wir leben immer noch in einem Patriarchat. In einem System, das auf männlicher Dominanz und ungleichen Machtverhältnissen basiert. Alltagssexismus, abwertende Bemerkungen, frauen- und queerfeindliche Witze, Bedrohungen, sexuelle Belästigung, partnerschaftliche Gewalt und Femizide. All das sind Ausdrucksweisen dieses schrecklichen Systems. Patriarchale Gewalt ist also kein individuelles, sondern ein tiefgreifendes gesellschaftliches und strukturelles Problem.

Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Alle drei Minuten erlebt eine Frau in Deutschland häusliche Gewalt. Jeden Tag sind mehr als 140 Frauen in Deutschland betroffen von sexualisierter Gewalt. 2023 gab es 50% mehr gemeldete Straftaten gegen LGBTQIA* als im Jahr zuvor. 2024 noch einma viel mehr. Und die Dunkelziffer all dieser Zahlen ist bedeutend höher.

Was muss noch passieren? Was muss noch passieren, damit es endlich einen Aufschrei gibt? Dass sich endlich etwas ändert? Wir können nicht mehr warten! Wir können nicht noch mehr Frauen und queere Menschen verlieren! Ihr müsst aufhören, uns zu töten!

Wir müssen selbst handeln! Das System hat uns erneut enttäuscht und gezeigt, dass unser Leben darin einfach nichts wert ist. Mit dem zunehmenden Rechtsruck und Erstarken rechter Parteien wird es immer schwieriger, gegen das System anzugehen. Wir müssen jetzt laut werden und jetzt Veränderung einfordern und selbst herbeiführen!

Veronika Kracher sagte, „Wir als Betroffene patriarchaler Gewalt, haben lernen müssen, dass wir uns auf den Staat und Justiz nicht verlassen können, wenn es um unsere Sicherheit geht“ Das hat die Tat am Montag erneut gezeigt! Die Frau versuchte sich zu schützen, bekam aber keine Unterstützung.

Wir müssen für unsere Rechte, ja für unsere Leben einstehen und kämpfen! Es ist so unfassbar wichtig, gegen das Patriarchat und seine Ausdrucksformen zu kämpfen. Es ist wichtig, Haltung zu zeigen, und für eine solidarische und feministische Gesellschaft einzustehen. Eine Gemeinschaft, die intersektional denkt und ALLE Frauen und queere Menschen mit einbezieht. Wir kämpfen für euch, wir kämpfen mit euch, wir kämpfen zusammen!

Organisiert euch. Kommt zum feministischen Streikbündnis und lasst eure Wut und Trauer sprechen. Werdet politisch aktiv, engagiert euch in eurer Stadt, sprecht mit anderen über das Thema und bleibt nie still. Unterstützt die Familie, in dem ihr spendet, in dem ihr an die Frau erinnert, in dem ihr sie niemals vergesst.

Es ist wichtig, weiterzukämpfen und weiter für all diese einzustehen, die es nicht können.

Bleibt laut und mutig. Stoppt Gewalt gegen Frauen und queere Menschen! Stoppt Femizide!
Denn nehmt ihr uns eine, antworten wir alle!